LKZ 26. August 2015

Implantierter Lebensretter

Jürgen Schuller aus Remseck hat einen Lebensretter in seiner Brust. Der implantierte Defibrillator überwacht seinen Herzrhythmus und gibt einen Stromstoß ab, wenn der Motor des Lebens ins Stottern gerät.

Während einer Radtour im Mai habe ihm der Defibrillator das Leben gerettet, berichtet Jürgen Schuller. Vor einem Jahr hat der Remsecker den Freundeskreis Unabhängiger Defi-Patienten gegründet.

Bei den monatlichen Gruppentreffen tauschen sich die Betroffenen sowie ihre Angehörigen aus, denn mit dem Minigerät in der Brust muss der Alltag neu strukturiert werden und der Träger muss den Fremdkörper akzeptieren lernen. Das sei nicht immer so einfach, räumt Jürgen Schuller ein, auch wenn er weiß, dass dieses Wunderwerk der Medizintechnik für ihn lebensnotwendig ist.

Der 53-Jährige fuhr 20 Jahre lang Bus bei der Stuttgarter Straßenbahn AG. Der Beruf machte ihm bei allem Stress viel Spaß und als Ausgleich für die sitzende Tätigkeit trainierte er auch zu ungewöhnlichen Tages- und Nachtzeiten auf dem Ergometer. Irgendwann kam es aber bei seiner körperlichen Leistungsfähigkeit zu Schwankungen. „Manchmal hatte ich schon Probleme beim Treppensteigen, dann war wieder alles normal“, erzählt er. Im Jahr 2009 suchte er wegen schlimmer Darmkoliken das Ludwigsburger Klinikum auf, wo er noch im Foyer zusammenbrach. Das Ergebnis der medizinischen Checks war erschütternd: Sein Herz brachte nur noch 20 Prozent Leistung. Ohne Defibrillator ging nichts mehr, und so wurde ihm 2010 das Mini-Gerät implantiert. Aber erst ein zweites implantiertes Gerät, ein sogenannter, die Kontraktion des Herzens verbessernder Optimizer, brachte bessere Ergebnisse, der 53-Jährige bekam ein Stück Lebensqualität zurück. Jürgen Schuller hoffte aber vergebens, dass er wieder seine berufliche Tätigkeit aufnehmen kann.

Austausch und Fachvorträge

So stellte er sich einer neuen Herausforderung: 30 Stunden im Monat ist er jetzt als geringfügig Beschäftigter mit viel Freude in der Kernzeitbetreuung an Remsecker Grundschulen tätig. „Soziale Kontakte sind mir wichtig“, sagt Schuller. Außerdem organisiert er nun die Gruppentreffen des Freundeskreises, der Selbsthilfegruppe und Verein in einem ist, und dank Sponsoren völlig unabhängig agieren kann.

Die Teilnehmerzahl bei den Gruppenabenden wächst beständig. Der gegenseitige Austausch sowie die Fachvorträge sind informativ und die Betroffenen erkennen, dass sie mit den Problemen, die die Herzschwäche mit sich bringt, nicht alleine sind. Auch aus seiner Mitarbeit in einer Herzgruppe im Klinikum kennt Schuller die Sorgen und Ängste, die Menschen mit Herzschwäche haben. „Die psychische Belastung ist groß“, sagt er. Denn mit dem Gerät in der Brust ist es nicht getan, die Patienten müssen überdies regelmäßig Medikamente einnehmen. Jede Unternehmung oder Urlaubsreise muss außerdem gut geplant und die medizinische Versorgung vor Ort gesichert sein.

Eine große Belastung für die Betroffenen war laut Jürgen Schuller zudem die Rekordhitze der letzten Wochen. Kalt-feuchte Witterung mache ebenfalls zu schaffen, berichtet er. Auch wenn der Defi bei ihm während einer Radtour einen lebensrettenden Stromstoß abgegeben hat, macht er weiter Sport. Denn er weiß, dass regelmäßiges Ausdauertraining wichtig für das Herz und Schonung der völlig falsche Weg ist. Jürgen Schuller hat sich deshalb jetzt ein E-Bike gekauft, um weiter in die Pedale treten zu können.

Info: Der Freundeskreis Unabhängiger Defi-Patienten e.V. trifft sich jeden ersten Montag im Monat von 18 bis 20 Uhr im Haus der Bürger (Raum 210) in der Neckarstraße 56 in Remseck-Aldingen. Am 7. September informiert Martin Nitzl vom DRK über Herz-Lungen-Reanimation. Interessierte sind willkommen. Weitere Infos auf der Internetseite www.freundeskreis-defi-shg.de